WiWi Gast schrieb am 27.04.2021:
WiWi Gast schrieb am 27.04.2021:
Ja, natürlich muss ein Arbeitgeber annehmen, dass derjenige, der konstant gute Noten hat, den Stoff grundsätzlich besser versteht, als jemand der konstant schlechte hat. Man nennt das Logik. Dass unter diesen Noten auch ein paar lästige Pflichtübungen sind, ist jedem bewusst. Aber auch das sollte keine wirkliche Erkenntnis für jemanden mit Normalintelligenz sein.
Das, was du scheinbar überhaupt nicht verstehen wilsst, ist, dass gute Note eben auch andere Dinge signalisieren: Willen, Fleiß und Durchhaltevermögen und zwar auch dann, wenn mich die Tiefe eben nicht interessiert, auch dranbleiben, wenn man etwas nur tun muss, weil man es tun muss, wichtiges von unwichtigem unterscheiden - das ist nämlich zentral im Berufsleben, das überwiegend aus solchen Routineaufgaben besteht. Man muss den Eindruck erwecken können, für den Arbeitgeber funktionieren zu können und den macht man mit schlechten Noten und keinem Engagement nun nicht, obwohl es heute wirklich lächerlich einfach ist, mindestens mit 2,X abzuschneiden. Der Schnitt beim BWL-Bachelor liegt 2020 unter 2,5.
Jemand mit miesen Noten darf man durchaus unterstellen, dass er da Defizite hat und nein, ich würde so jemanden auch nicht einladen, denn selbst wenn er, wie von dir unterstellt, natürlich ein absolutes Genie wäre, was ich bei BWL grotesk finde, den einfacher geht es kaum, würde ich ihn nicht nehmen, da er den Willen, das auch umzusetzen nie bewiesen hat.
Logik hinsichtlich Urteilen bedeutet nicht automatisch richtig. Das beweist die Realität oft genug. Gerade auch Chefs, die ja Unterhemer sind, sind nicht die Überflieger gewesen. Das heisst nicht, dass die schecht sind, weil sie schlechte noten hatten, sondern sie sind gut, weil sie erkannt haben, was wichtig ist. Noten und Fähigkeiten sind einfach zwei verschiedene Dinge. Mit guten Noten bist du nicht automatisch fähiger. Ich bin selbst Unternehmer, einige meiner Studienfreunde ebenfalls und wir kennen eben auch andere Unternehmer. Ich bin einer, der seinen Master mit sehr gut abgeschlossen hat, insgesamt ist unsere Gruppe aber doch sehr unterschiedlich gestreut.
Mir käme nie in den Sinn, dass ich mehr weiß oder mehr drauf habe aufgrund meiner super Noten oder dass die anderen schlechter wären. Mir käme es auch nie in den Sinn Bewerber so zu bewerten. Ich brauche keine notenfixierten und unterwürfigen "insecure overachiever", sondern Leute, die mitdenken. Wenn für dich Noten so wichtig zur Beurteilung sind, dann fehlt dir das, worauf es eigentlich ankommt.
Wichtiges von unwichtigem unterscheiden. hast du selbst gesagt, kannst es aber selbst nicht anwenden, sondern befürwortest, dass all das, was eigentlich unwichtig, ist trotzdem gelernt werden soll, nur um eine gute Note zu bekommen. Willen, Fleiß und Durchhaltevermögen zeigt sich nicht daran, dass du etwas tust, was unnötig ist. Es liegt wohl kaum im Interesse des Chefs, dass seine Angestellten unnötige Arbeit ausführen.
Deine Einlassungen machen keinen Sinn. Arbeitskraft ist eine Handelsware und die Qualität der Handelsware bewertet man an Kriterien. Für Berufsanfänger sind die Kriterien eben der Lebenslauf und darin speziell die Noten. Was auch sonst? Eine eidestaatliche Erklärung, dass man mit einer 4,0 doch eine Genie ist und im Beruf bestimmt ganz tolle Leistungen zeigen wird? Und welche geniale Leistungen kann man den in BWL erbringen?
Das sind die Regeln und die sind auch jedem Schüler, Studenten oder Auszubildenten klar und sie werden auch so kommuniziert. Jeder weißt das, dass er hier ein Signal geben kann. Wenn jemand diese Regel, am Markt vorbei, brechen möchte, dann ist das so, aber er muss damit leben, dass er trotzdem danach bewertet wird, denn letztendlich will er etwas vom Arbeitgeber, während der Arbeitgeber eine große Auswahl hat. Und auf diesen letzten Punkt kommt es an. Natürlich kannst du tun, was du willst, aber dann musst du die Konsequenzen tragen, dass es auf dem Markt schwierig wird, denn der braucht dich nicht. Aber du bist doch der Bittsteller und willst etwas vom Markt.
Und, der Arbeitgeber kann nicht unterscheiden, ob jemand mit miesen Noten ein Rebell ist, dumm ist oder nur faul. Er muss es auch nicht, denn als Arbeitgeber will man keinen davon im Unternehmen haben. Derjenige kann sich dann ja selbstständig machen, irgendwas oder im Sozialsystem verschwinden.
Im Übrigen gibt es in der BWL-Arbeitswelt sowieso kaum Genies. Das sind zum größten Teil ganz einfach Aufgabenerfüller und wer signalisiert, dass er keinen Bock hat, Aufgaben zu erfüllen, weil er sie für überflüssig hält. wird das im Beruf auch so machen. Deswegen ist das Risiko so jemanden zu holen zu hoch.
Und ja, man kann Rebellentum, Faulheit oder mangelnde Intelligenz immer irgendwie rechtfertigen - nur wird auf dem Arbeitsmarkt keiner zuhören wollen.
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